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Dienstag, 07. Juni 2016

Verstecke sich wer kann

Von romina-katzenhaus-freunde, 19:21

Miau, liebe Leser...
also, erst einmal ein eher schüchternes „Mau“... vielleicht nur ein leises „Mip“ für den Anfang...
Jaja, unser Gruppenname bedeutet „Helden“ auf griechisch, aber den haben wir uns nicht gegeben, nein, wir ganz bestimmt nicht. Wir sind keine Helden und wollten auch nie welche werden!
Welche Heldentaten sollten wir im Kuhstall denn auch vollbringen?! In den Disziplinen, die dort nützlich sind, waren uns die grossen, verwilderten Katzen sowieso weit überlegen.

Allmählich dämmert uns aber, dass wir unseren Kuhstall nie wieder sehen werden, und vielleicht... ich trau mich kaum, den Gedanken weiterzuspinnen... ja, vielleicht hält das Schicksal wirklich etwas Besonderes für uns bereit, und wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, grosse Taten vollbringen und epische Kämpfe bestehen zu müssen und somit irgendwann echte Helden zu werden.
Unsere Namen sollen uns dabei helfen und uns daran erinnern, dass auch im Stroh Geborene wie wir Heroisches vollbringen können.

         

         

Mein Name ist Virago. Das bedeutet Heldin. Ich bin ein Tricolor Kätzchen und stehe vergleichsweise gut im Futter. Ich wähle gern exponierte Stellen, um die Lage zu überblicken. Während sich meine drei Geschwister anfangs noch in der Ecke des Kartons hinter dem Bettchen zusammen gequetscht hatten, machte ich es mir mitten im Käfig auf dem Teppich gemütlich. Und ich war die erste, die Minas Spielaufforderung mit der Katzenangel angenommen hatte. So verdiente ich mir meinen Namen. Ich wirke selbstbewusst, und ich bin clever: auch beim ausgelassenen Spiel achte ich nämlich sehr genau darauf, mich ausserhalb ihrer Reichweite zu befinden. Nicht, dass sie plötzlich noch auf die Idee kommt, mich anzufassen!

         

Der Kater in unserer Mitte heisst Diores. Das war ein grosser Krieger und der Sohn vom berühmten, trojanischen König Priamos. So gross ist unser Krieger hier noch nicht, also gewichtsmässig schon, aber an Mut fehlt es ihm ebenfalls gewaltig. Er lässt sich immer sehr lange bitten, ehe er endlich mitspielt. Im Gegensatz zu mir vergisst er aber plötzlich jede Vorsicht und legt sich sogar auf den Rücken. Mina hätte ihn schon oft einfach so packen können, tat sie aber nicht. Jedenfalls nicht beim Spielen. Das Spiel soll helfen, Vertrauen aufzubauen, da passiert nichts Blödes, behauptet sie. Jaja, quaak quaak, sagte der Stroch zum Frosch. Nein, ich trau ihr einfach nicht über den Weg, keine Pfotenbreite trau ich ihr!
Mit uns geht Diores recht ruppig um, und weil ich energisch kontere und auch nichts dabei finde, ihm auf den Bauch zu springen, wenn er halt im Weg liegt, mag er die kleinen Rangeleien mit mir ganz besonders gern.
Diores hat eine ganz spezielle Fellzeichnung – seht selbst, wie aussergewöhnlich er ausschaut! Die Sache mit der Körperpflege hat er noch nicht so raus, was sehr, sehr lustig zum Zuschauen ist. Ich will ja nicht angeben, aber meine Pfötchen sind heute schon schneeweiss, während zwischen seinen Zehen noch immer Souvenirs von unserem Kuhstall kleben.

         

Ebenso wurden Kallistos Farben etwas seltsam verteilt, was auch sie zu einer sehr speziellen Erscheinung macht – falls man sie denn mal sieht. Kallisto bedeutet sowas wie „die Schönste“, was ich leicht übertrieben finde, und sie war eine Nymphe. Von diesen heisst es, dass sie die Menschen öfters mal getäuscht hätten. Unsere Kallisto hat sich diesen Wesenszug zu eigen gemacht. Wenn Ihr mich fragt, verhält sie sich eher divenhaft als nymphenhaft, aber mich fragt ja keiner.
Nun, Kallisto lässt die Gruppendynamik absolut kalt, was Mina schon (unbegründet) Anlass zur Sorge gab. Manchmal lässt sie sich sofort von der Spielangel faszinieren, und manchmal schaut sie nicht einmal auf, obwohl wir drei anderen total übermütig sind – für unsere Verhältnisse.
Weil Mina heute mal das Gefühl hatte, Kallisto hätte zu wenig gefressen und könnte sich unwohl fühlen, servierte sie ihr ein leckeres Schälchen gewärmtes Futter mit Lachs und Katzenmilch auf den Karton, wo unsere Nymphe gerade ruhte. Es zeugt schon von grossen Fortschritten unsererseits, dass sie durch diese einfache Handlung keine Panik auslöste.
Erst nach ein paar Minuten bequemte sich Kallisto dazu, das Angebot überhaupt wahrzunehmen und putzte schliesslich fast den ganzen Napf leer. Sie streckte sich und betrieb ausgiebige Körperpflege, danach liess sie sich zum Spielen ermutigen. Keine Spur von Unwohlsein, sie macht einfach alles nur genau dann, wann es ihr passt. Sie müsste aber schon etwas aktiver werden und öfters mal die Kratzmöglichkeiten nutzen, denn sie bleibt beim Spielen ständig hängen. Wird sie dann von Mina befreit, kriegt sie Angst und mag nicht mehr mitspielen.

         

Die Kleinste im Bunde ist Gorgo, benannt nach der spartanischen Königin, der Gattin vom Helden Leonidas. Ihr Fell ist schwarz mit erkennbaren Tigerstreifen, je nach Lichteinfall. An der Brust und am Bauch hat sie weisse Flecken. Ihre Augen wirken oft grösser als ihr Kopf, wenn sie etwas Spannendes anvisiert. Sie ist noch die einzige von uns, die nicht völlig ausflippt, wenn sie hochgehoben wird. Zwar faucht sie, wenn die Hand auf sie zukommt, aber sie lässt dann alles ruhig über sich ergehen. Bei der letzten „Trainingseinheit“ hat sie plötzlich angefangen zu schnurren, was sie selbst am meisten überraschte.  Als sie dann noch Köpfchen gab, hielt ich sie für völlig übergeschnappt.
Wenn man bedenkt, dass sie im Kuhstall als letzte von uns eingefangen wurde und auf dem allerersten Foto, das es von uns gibt, nur als Wölbung unter einer Decke zu sehen ist, legt sie hier plötzlich ein Tempo vor, das Helios' Streitrosse vor Neid erblassen lässt!
Gorgo hat zwei Knicke im Schwanz. Nö, keine Ahnung, wie das passiert ist! Es scheint sie aber weiter nicht zu stören, sie ist ja nicht so eitel wie Kallisto. Gorgo benutzt den Schwanz gleich wie wir, und sie ist nicht schmerzempfindlich an den Knickstellen. Es sieht nur etwas seltsam aus – wie ein Blitz.



         

Minas sonst recht angenehme Rücksichtnahme liess gestern deutlich nach, als es um die Wurmkur ging. Sie hatte am meisten Respekt vor Diores, aber als sie ihn endlich gefangen hatte – kampflos mit einer perfiden List – lag er wie ein nasser Lappen in ihren Händen und hoffte einfach, dass es bald vorbei wäre.
Ich hingegen wehrte mich mit allem, was ich hatte.  Es half nichts. Im Gegenteil: als Mina merkte, dass ich sie beissen wollte, nutzte sie dies, um mir fix die Tablette ins Maul zu schieben, die ich vor lauter Überraschung auch sofort schluckte. Hatte mir das eigentlich anders vorgestellt. Und wie sehr ich auch spulte und kratzte, ich durfte erst zurück, als ich mich beruhigt hatte – besser gesagt: so getan hatte, als hätte ich mich beruhigt. Bin ja nicht doof.

         

         

Na ja, im Nachhinein gesehen, war's nicht so schlimm, und ich gestehe, dass ich mich auch gleich wieder für ein Spiel mit der Angel begeistern konnte. Kallisto war da wesentlich nachtragender und muffelte stundenlang im Kartonhaus.

Wir werden Euch bald von neuen Abenteuern auf unserem Weg zum Heldentum berichten.

Bis dahin – ein herzliches Miau,
Eure Virago

         

         

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