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Montag, 13. Juni 2016

Wir kennen die besten Verstecke

Von romina-katzenhaus-freunde, 20:55

Miau, liebe Katzenfreunde
 
Heute schreibe ich, Gorgo, den Eintrag, denn ich bin die einzige, die sich von Mina finden lässt.

         

Die anderen kennen die besten Verstecke. Sie kommen zwar zum Spielen raus, benutzen brav das Klo und gehen futtern, aber wo sie schlafen, weiss Mina meistens nicht. Zweimal verzweifelte sie fast, weil sie glaubte, die ganze Wohnung durchforstet zu haben, aber offenbar kennt sie nicht alle Schlupflöcher.

Jaja, wir hocken längst nicht mehr im Käfig. Gleich nach dem ersten Tagebucheintrag büxten wir aus und genossen es, ein ganzes Zimmer zur Verfügung zu haben, um nach Herzenslust zu rennen, zu klettern und zu kämpfen. Sogar Kallisto, die zuvor praktisch nur in der Ecke rumgehangen hatte, tobte sich endlich mal aus. War höchste Zeit, denn ihre Krallen waren lang und spitz geworden vom Nichtstun, sodass sie überall hängen blieb – und natürlich in totale Panik geriet, wenn Mina ihr helfen wollte. In den letzten Tagen ist das viel besser geworden, nun, da Kallisto klettert, kratzt und wetzt.
Während wir uns da nach tagelanger Käfiggefangenschaft übermütig austobten, beobachtete uns Mina ganz gerührt und freute sich riesig darüber, wie fit und temperamentvoll wir alle vier doch waren. Doch ihre Gefühle schlugen jäh um, als wir den 2 Meter hohen Kratzstamm ohne jede Vorsicht erklommen und dann höchst ungeschickt und streckenweise im freien Fall wieder herunter kamen. Kurzerhand holte sie den Akkuschrauber, um diesen Riesenstamm zu fällen, obwohl es schon beinahe Mitternacht schlug. Wir haben aber bislang keine Beschwerden vom Nachbarn gehört, dessen Schlafzimmer ausgerechnet unter unserem Spielzimmer liegt.

         
         

Jetzt brachte sich Kater Crixus richtig ein. Die Besuche bei uns im Zimmer genügten ihm nicht mehr. Mit lustigem Gurren ermutigte er uns, ihm zu folgen. Er wollte uns sein Reich zeigen.
Mina war damit jedoch nicht einverstanden, zumal wir immer noch wahnsinnige Angst vor ihr hatten. Sie wusste: wenn sie uns die ganze Wohnung überliesse, sähe sie uns nie wieder.
Nun, sie hatte völlig recht.
Trotzdem konnte sie Crixus' Zermürbungstaktik nur wenige Tage und Nächte standhalten. Er randalierte, miaute und regte sich so sehr auf, dass er Durchfall bekam. Mina indes litt unter erheblichem Schlafmangel und war ohnehin gesundheitlich angeschlagen, so knurrte sie irgendwann: „Ich gebe auf – macht doch, was ihr wollt.“ 
Aber solange sie am Durchgang stand, konnte Crixus noch so variantenreich gurren, wir trauten uns nicht zu ihm. Etwas frustriert legte Mina die Kamera weg, womit sie unsere Entdeckungstour dokumentieren wollte, und verzog sich mit einem Buch aufs Sofa. Nur gelegentlich und verstohlen spähte sie um die Ecken, um zu sehen, was wir so anstellten.

         

         

Für uns war es ein riesengrosses Abenteuer, La Rocca zu erforschen. All die Spielsachen, Klettermöglichkeiten, Verstecke, das Bett, der Balkon, die riesengrossen Klos... wir begegneten auch den Tanten. Corva ist cool, relaxt und stets bereit, einzugreifen, wenn jemand in Not ist, aber allzu viel will sie mit uns lieber nicht zu tun haben. Agrippina geriet etwas aus der Fassung, als wir in ihre Richtung watschelten. Unter unleidlichem Gezeter floh sie auf den Kleiderschrank.

         

         

Die beste Entdeckung war der Balkon! Wenn es nicht gerade in Strömen regnet, verbringen wir viel Zeit draussen, spielen mit den Ästchen, buddeln in der Erde (nein, unsere Geschäfte machen wir in den Riesenklos!), schnüffeln hier und da, schleichen hinter den Töpfen herum, suchen nach kleinen Insekten... und wenn die Sonne auf den Betonboden scheint, ist es ein herrlicher Ort für Katzenwäsche und Sonnenbaden.

         



Irgendwie wüssten wir ja schon, dass es nicht nötig wäre, vor Mina Reissaus zu nehmen, aber dieser Instinkt lässt sich nicht so einfach abstellen. Täglich gibt es zwei bis drei Spielsequenzen, wobei sie versucht, uns die Angst zu nehmen. Sie packt uns dabei nie an, es soll ums Vertrauen gehen, deshalb wagen wir uns immer ein Bisschen näher und fliehen immer weniger weit, wenn uns plötzlich auffällt, wie nahe wir geraten sind. Manchmal trauen wir schon, über ihre Beine zu springen, wenn sie liegt. Ich habe sie mal herzhaft in die Socke gebissen. Zwei von uns fressen ihr schon Leckerlis aus der Hand, Kallisto nimmt es immerhin schon unmittelbar neben der Hand.  Virago tut sich da am schwersten, obwohl sie eigentlich das grösste Selbstbewusstsein von uns allen ausstrahlt. Aber es ist eben schon ein Unterschied, ob wir es mit anderen Katzen oder Menschen zu tun kriegen.

Ich bin diesbezüglich allen weit voraus: es ist schon keine grosse Sache mehr, mich neben Mina aufs Sofa zu pflanzen, um dort ein Nickerchen zu machen und mich dabei sanft kraulen zu lassen. Meistens drängt sich dann noch Crixus zwischen uns, und der Moment ist perfekt!

         

Virago mochte Crixus anfangs überhaupt nicht. Sie hatte ihn angebrüllt und gehauen, worüber er sehr erstaunt war. Er stand einfach nur da und sah meiner Schwester ungläubig zu, wie sie ausflippte. Aber mittlerweile weiss auch sie das Crixus-Verwöhnprogramm sehr zu schätzen.
Anders als das Mina-Verwöhnprogramm. Na gut, wenn man bedenkt, wie panisch sie am Anfang noch reagierten, ist der Fortschritt durchaus ersichtlich, aber meine Geschwister sind noch meilenweit davon entfernt, Schmusekatzen – bzw. Helden – zu sein.
Bei Diores schickt Mina Crixus vor. Unser kleiner Maudi mag den grossen Maudi. Schwänzchen in die Höhe, schnurrend schmeicheln... und genau so macht er dann weiter, wenn plötzlich nicht mehr Crixus da ist, sondern Minas Hand. So soll er allmählich lernen, dass ihm nichts Schlimmes passiert.

         

Kallisto und Virago lassen sich aber nicht so leicht veräppeln. Sie muss Mina ganz vorsichtig im Schlaf überraschen (wenn sie sie denn überhaupt findet und hinkommt). Inzwischen rennen sie wenigstens nicht mehr fauchend und spuckend um ihr Leben, aber sie versteifen sich total und hoffen einfach, dass es bald vorbei ist. Geniessen sieht  anders aus.
Ja, zugegeben, es sind nur kleine Fortschritte, aber sie haben ein Fundament.

         

Das Lustigste sind natürlich immer unsere gemeinsamen Spiele, wobei wir alle unsere bevorzugte Beute haben. Virago amüsierte sich neulich ewig mit einem Flaschendeckel aus Plastik aufm Balkon. Kallisto liebt den Ledertänzer, ich den Federwedel, und Diores ist höchst fasziniert an der Kugelbahn. Überhaupt steht er auf Kugeln und Bällchen aller Art.

         

         

Auch Menschen stehen auf Bällchen, wie wir gelernt haben. Zur Zeit findet ein grosses Bällchen-Turnier namens EM statt. Ab und zu schaltet Mina so ein Spiel im TV ein, und weil wir uns inzwischen problemlos getrauen, auch dann im Wohnzimmer zu spielen, wenn sie zu Hause ist, kriegen wir übers TV so einiges von der Welt mit.

         

Wir finden diese menschlichen Bällchen-Spiele jedoch sehr befremdlich. 22 erwachsene Menschenmänner laufen einem einzigen kleinen Bällchen hinterher, und ein Mann in Schwarz steht dabei im Weg und unterbricht die Spieler immer genau dann, wenn es besonders viel Spass macht, also dann, wenn gepurzelt und geschubst und einander über den Haufen gerannt wird.
Wenn sie das nicht wollen, dann müssen sie halt 22 Bällchen ins Spiel bringen, vielleicht ginge es dann friedlicher zu und her.
Wenn ich es mir recht überlege, haben wir zu Hause auch so eine Spassbremse. Sie heisst nicht Schiri, sondern Agrippina. Die überrannte mich neulich einfach so. Hab doch die olle Tante im Spieltunnel nicht gesehen und war vor der Öffnung mit einem Mäuschen beschäftigt. Plötzlich schiesst die aus dem Tunnel, und ich fliege nur noch irgendwie durch die Luft. Da kommt schon ne Wucht, wenn die auf einmal los donnert, dabei sieht man sie die allermeiste Zeit nur pennen und rechnet gar nicht damit, dass man ihr im Weg sein könnte.
Na ja, ich bin mit dem Schrecken davongekommen und werde künftig vorsichtiger sein.

Bis zum nächsten Mal,
Eure Gorgo

         

mit Virago,


Kallisto


und Diores


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